Versunken: Thriller (German Edition) by Sabine Thiesler

Versunken: Thriller (German Edition) by Sabine Thiesler

Autor:Sabine Thiesler [Thiesler, Sabine]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-09-14T22:00:00+00:00


36

Es lief alles nicht so, wie Greta es sich gedacht hatte. Das Kino war schlecht geheizt, sodass sie auf die Dauer selbst im Mantel fror, die jungen Leute, die sich auch während des Films unterhielten und mit ihren Chipstüten knisterten, gingen ihr auf die Nerven, und der Film war langweilig.

Es war ein völlig vergeigter Abend. Dafür hätte sie sich nicht in Unkosten stürzen müssen.

Als sie schlecht gelaunt aus dem Kino kam, geriet sie mit ihrem Absatz in ein Kellergitter und brach ihn ab.

Sie fluchte laut, steckte den Absatz in die Tasche und konnte sich nur noch humpelnd vorwärtsbewegen. Nach einer Weile taten ihr Hüfte, Kreuz und Knie weh, und ohne groß zu überlegen, öffnete sie die Kneipentür, vor der sie gerade stand, und ging hinein.

Die Kneipe war ein Bistro Chez Jerôme, in dem man französische Weine, gefüllte Baguettes, verschiedene Suppen und Salate essen konnte.

Ein Glas Wein, dachte Greta, ein bisschen aufwärmen, und dann humple ich nach Hause.

Jerôme war ein waschechter Hamburger mit frankophiler Neigung, hatte einen gewaltigen Bierbauch und einen dicken Schnurrbart. Sein Markenzeichen war eine Baskenmütze, ohne die er nie in seinem Laden arbeitete. Er kannte einige wenige französische Vokabeln, die er ab und zu in eine Unterhaltung einfließen ließ, und nahm überhöhte Preise. An den Wänden hingen hinter Glas Schwarz-Weiß-Fotografien von Liebespaaren in Paris, die wirkten, als wären sie aus den Fünfzigerjahren.

Greta setzte sich an den Tresen und überlegte noch, ob sie Wein oder doch einen Kaffee trinken sollte, als Jerôme sich schon zu ihr wandte und »Allez, allez?« sagte, was bei ihm so viel hieß wie: »Was möchtest du denn trinken?«

»Ein Glas Weißwein«, sagte Greta schnell.

Jerôme nickte und holte eine Literflasche aus dem Kühlschrank.

Greta sah sich um. Das Bistro war ziemlich karg und spartanisch eingerichtet, war wenig gemütlich, aber zumindest warm. Sie rieb sich die kalten Hände, und dabei bemerkte sie gegenüber am Tresen einen Mann, der sie lächelnd beobachtete.

Als ihre Blicke sich trafen, nahm er sein Glas, kam die zwei Meter um den Tresen herum und setzte sich neben sie.

»Einen wunderschönen guten Abend«, sagte er freundlich. »Was macht eine so schöne Frau denn an einem so kalten Abend hier in diesem Lokal? Haben Sie sich verirrt?«

Das Kompliment war zwar Balsam für Gretas Seele, aber sie fühlte sich auf den Arm genommen.

»Danke für die Blumen, aber ich weiß, dass ich nicht aussehe wie Brigitte Bardot. Haben Sie Ihre Brille vergessen?«

Der Mann musste lachen. »Jetzt haben Sie’s mir aber gegeben. Aber mal im Ernst?«

»Also gut, wenn Sie sonst die Nacht nicht schlafen können: Ich hab mir den Absatz abgebrochen, damit läuft es sich schlecht, und ich wollte mich ein bisschen aufwärmen. Außerdem hatte ich noch keine Lust, nach Hause zu gehen.«

»Das sind ja drei Gründe auf einmal!«

»Richtig.«

»Darf ich mich vorstellen: Ich bin Carsten. Versicherungsvertreter im Außendienst und leider ständig auf Achse. Gönne mir gerade ein Feierabendbierchen und hätte niemals gedacht, heute Abend noch einer so wunderbaren Frau zu begegnen.«

Es war ja nicht zu fassen. Er blieb bei der Tour und fraß sie mit seinen Blicken regelrecht auf. Greta



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.